Mein Balkonjahr 2023 – Start in die Permakultur?

3 Pflanzen auf einem Balkon

2023 sollte irgendwie mein Jahr werden: Ich wollte endlich eine neue Wohnung für uns finden und mich dann beruflich neu orientieren und am besten sollte das neue Zuhause einen großen Garten haben. Warum das nur teilweise was wurde, was ich dieses Jahr angepflanzt habe und was nicht so gut lief.

Kurz vorab: Wenn ich in diesem Beitrag Marken nenne, dann aus Überzeugung. Ich habe keine Gegenleistung dafür erhalten und für genannte Produkte bezahlt.

The road so far…

2022 habe ich damit gestartet, mir einen grünen Daumen anzulesen. Unsere 2-Zimmer-Wohnung hatte eine große Dachterrasse, das Grün darauf beschränkte sich auf Buchsbaum und einen Balkonkasten mit Wildkräutern. Für unsere Hochzeit 2022 habe ich dann angefangen, sagen wir mal, zielgerichteter Pflanzen anzubauen. Ich hatte eine Ziergrasmischung und Mohnsamen gekauft, die ich später trocknen wollte für Trockenblumensträuße. Die durften sich dann zu der dritten Balkonpflanze gesellen: meine Balkonhimbeeren im großen Pflanzkasten.

Der Mohn blieb zwar etwas klein (im Gegensatz zu diesem Jahr, siehe unten), aber ich fand langsam Gefallen an den kleinen Erfolgen. Ich mache gern Dinge selbst. Lässt man selbst etwas wachsen, fiebert mit und weiß genau, wie die Pflanze aufgezogen wurde, ist das ein ganz besonderes Gefühl. Davon wollte ich mehr. Also habe ich mehr und mehr gelesen, geschaut, recherchiert (eine Auswahl an Medien, die ich hilfreich finde, gibt es hier).

Die Frage: Was kann ich tun, um nicht nur erfolgreich zu gärtnern, sondern auch ein Stück weit mein eigenes Essen anzubauen? Ich erfuhr von Permakultur, Market Gardening, Waldgärten und Naturgärten und war total begeistert davon, wie viele Ansätze es gibt, um Landwirtschaft zu verändern. Mir fehlte der eigene Garten, aber erste Versuche sollten auf der Terrasse stattfinden.

Gesagt, getan.

2023 habe ich angebaut:

  • Allgäuer Balkontomate
  • Balkongurke GU-3303
  • Spinat Matador
  • Sonnenblumen (Dwarf, ein Geschenk)
  • Türkischer Drachenkopf
  • Erdbeere Neue Mieze
  • Schnittlauch
  • Ananasminze
  • Feldsalat Vit
  • Übrige Samenbomben mit Wildkräutern (Spitzwegerich, Wildrauke, …) und anderes, was nicht unbedingt aufging

Die Ernte 2023 war zugegeben nicht sonderlich reichhaltig. Etwa zwei Handvoll Cocktailtomaten und Spinat, zwei Stängel Türkischer Drachenkopf (wurden zu Tee) und einige Blätter Minze habe ich geerntet. Die Erdbeeren tragen dann wahrscheinlich erst nächstes Jahr. Aber letztendlich war es ja erst das erste „ernste“ Jahr und ich habe sehr viel gelernt.

Zum Beispiel: Eine Pflanzschale aus Stein heizt sich stark auf. Spinat schoßt dann schnell, außerdem war sie für tiefwurzelnden Spinat etwas niedrig. Jetzt im Herbst sieht es für den Feldsalat dagegen ziemlich gut in der Schale aus. Der wurzelt nicht so tief und es bleibt nicht mehr so viel Sonne. Noch ein Learning: Der Ehemann darf nicht verantwortlich sein, beim Umzug gefrorene Kräuter aus dem Gefrierfach zu holen. 😉 Und noch ein Learning: Nur weil man eine Himbeere teilt und sie dann endlich zur richtigen Zeit wächst, garantiert das noch lange keine Früchte. Auch meine Himbeeren waren dieses Jahr krank und haben trotz Dünger/Komposterde nicht getragen.

Die Überraschungen

Ein paar schöne Überraschungen gab es aber auch: Zum Beispiel habe ich im Spalt vor dem Fenster ein Hasenschwanzgras gefunden und das wieder zu seiner „Familie“ im Topf gesetzt. Dem ging es da super und so hatte ich dieses Jahr wieder schöne Puschel. Der Mohn vom letzten Jahr konnte dieses Jahr früher wachsen und hatte Vorsprung vor den Himbeeren (die eben eigentlich Herbsthimbeeren sind, das haben sie nur nie verstanden). Ich hatte also einen Kasten voller Mohnblumen und meine erste Ernte waren junge Blätter, die man tatsächlich essen kann. Letztendlich habe ich mehr Mohn als Spinat gegessen.

Obwohl meine zweite Tomatenpflanze ziemlich kümmerlich aussah im Vergleich zur großen Schwester, hingen später immerhin noch zwei Tomaten dran. Und die größte Ernte an der größeren Pflanze habe ich im Oktober/November gehabt. Das war der Vorteil einer Tomate im Topf, den habe ich reingeholt, sobald weniger als 10 Grad gemeldet waren.

Besonders traurig war ich über meine Gurke. Die wächst im Vergleich zur Tomate ja recht schnell und hat sehr große Blätter. Ich war mir sicher, dass ich einen guten Ertrag haben würde. Aber dann zeigte sie Anzeichen von einem Virus, den ich nicht eindeutig identifizieren konnte. Es war entweder Mosaikvirus oder falscher Mehltau. Alle Früchte wurden gelb und fielen ab. Dann starb die ganze Pflanze, bevor ich darauf kam, befallene Triebe zu entfernen. Da bin ich im Laufe des Jahres mutiger geworden. Aber zwei meiner Setzlinge hatte ich verschenkt und dann konnte ich mich doch noch über meine eigene Gurke freuen. Sharing is Caring!

Was ich in puncto Permakultur beachtet habe

Ich habe mit allem gemulcht, was ich finden konnte. Im Topf ist noch mal weniger Platz für Wasser, deshalb hier umso wichtiger. Alles, was ich an Beikraut im Topf finde, bleibt ausgerissen im Topf. Außerdem hatten wir Heu aus zwei Paketsendungen, das ich super dafür verwenden konnte.

Ich kann zwar kein Regenwasser sammeln, aber mit Grauwasser konnte ich sehr viel Leitungswasser sparen. Dafür sammle ich das Duschwasser, das läuft, bis es warm wird, in meiner Gießkanne. (Ok, tatsächlich hatte ich einmal über meine Tomate den Regenschirm bei Starkregen aufgespannt und wollte das Wasser davon auffangen. Nicht sehr ergiebig kann ich sagen, aber dafür ganz amüsant.)

Meine Samen waren entweder bio und samenfest oder ich habe mir über private Anzeigen Setzlinge geholt. Auch meine Gefäße sind recycelt und sie dürfen auch mal beschädigt sein. Der soziale Aspekt der Permakultur, auch wenn ich erst damit starte, macht sehr viel Spaß – vor allem das Vernetzen, Tauschen und Verschenken.

Mein einziges biologisches Mittel gegen Schädlinge (Läuse) habe ich nicht mehr verwendet. Ich habe mich darauf verlassen, dass die natürlichen Feinde folgen. Wir hatten dann auch ein paar Marienkäfer, Spinnen und viele Schwebfliegen auf der Terrasse, das war großartig.

Das Verrückteste für mich

Rosenkäfer

Im Frühling, als ich mich um den Balkonkasten gekümmert habe, habe ich in der Erde Tiere gefunden, die ich nicht identifizieren konnte. Kennt ihr Egerlinge, also die Vorstufe der Käfer? Sehen aus wie richtig dicke Maden. Ich war mir eigentlich sicher, dass das keine nützlichen Käfer werden können, eigentlich hatten wir immer nur Stinkwanzen. Dank Recherche habe ich herausgefunden, dass das Egerlinge vom Rosenkäfer waren, der geschützt und ein Nützling ist. Habe das Kerlchen dann wieder eingegraben und ein paar Wochen später sind tatsächlich ein/zwei schimmernde Rosenkäfer über die Terrasse gelaufen.

What’s next

Ja, wir haben jetzt eine größere Wohnung, in die wir im Herbst gezogen sind. Dort habe ich jetzt statt der großen Terrasse zwei kleine Balkone. Mit einem Garten hat es leider nicht geklappt… Mein Balkonprojekt für nächstes Jahr wurde schon mal angestoßen: Die Hauswand Richtung Süden möchte ich beschatten dank einer Wand aus Obstkisten, die zu Pflanzgefäßen werden. Die erste Obstkiste ist geölt und meine Erdbeeren sind eingezogen – der Rest folgt im Frühjahr.

Es ist aber einfach weniger Platz draußen und ich bange, ob ich mich bis dahin auf einen Garten erweitern darf und wie ich ohne Fensterbänke so mein Vorziehen organisiere. Außerdem habe ich mir meinen neuen Liebling von Ackerbaum – einen Granatapfelbaum – besorgt. Deshalb lerne ich aktuell viel, was Obstbäume angeht und bin schon gespannt, wie sich der Neuzugang nächstes Jahr entwickelt.

Spontan habe ich auch noch zwei Balkonkästen gekauft und für einen von beiden Bio-Blumenzwiebeln bestellt. Wieder ein Produktbereich, der leider überhaupt noch nicht großartig verbreitet ist. Daher kommen die jetzt aus Holland von naturalbulbs. In dem Zusammenhang habe ich mich auch direkt angeboten, bei der Website zu unterstützen, damit sie optimiert wird und noch mehr Leute erreichen kann. Es tut sich was 😊