Ein Zuhause für mein Gemüse aka. der erste eigene Garten

Fragezeichen, verschwommener Garten im Hintergrund

Viele missglückte Anfragen auf Kleinanzeigen und Monate ohne Reaktion auf mein Gartengesuch später: Ich habe endlich einen Garten gefunden. Beziehungsweise einen Gartenanteil. Hier kommt also mein erstes offizielles Gartenupdate.

Vorab gehen wir noch auf die Spur, wie man einen Garten finden kann und wie es bei mir geklappt hat. Denn das ist so ein Ding: Die meisten Garten Creator gehen davon aus, dass diese Hürde schon erledigt ist. Und die Hürde ist aktuell doch eher groß.



Garten finden: So stellt man’s an

Einen eigenen Garten zu finden, ist gar nicht so einfach. Nicht viele haben das Glück, einen am Haus oder an der Wohnung zu haben. Wir wohnen zur Miete und alle Immobilien mit grünem Fleck sind da sehr gefragt. Der Immobilienmarkt ist sowieso schon lang umkämpft – da noch einen Garten auf die Wunschliste zu schreiben, hat bei uns zumindest nicht funktioniert.

Aber: Es gibt eben auf der anderen Seite Leute, die einen Garten haben, aber nicht die Zeit, Muße oder Verfassung, sich um ihn zu kümmern. Und das kann nicht nur zu einem super Tauschgeschäft werden (die Leute müssen keinen Gärtner bezahlen, der Garten wuchert nicht zu, gleichzeitig können sich Gartenbegeisterte endlich austoben). Es ist außerdem, wie ich zu meinem Fleckchen Garten gekommen bin. Dazu dann gleich.

Man kann also einfach mal in der näheren Umgebung durch die Straßen gehen und schauen, ob es irgendwo passende verwilderte Gärten gibt und dort nachfragen. So kam zum Beispiel auch Marie von Wurzelwerk an ihre ersten Gärten. Oder man kann die Plattform Gartenpaten nutzen. Dort finden Gartenbesitzer und Wunsch-Gartenbesitzer zusammen. Leute inserieren, dass sie Unterstützung bei der Gartenpflege brauchen und dafür einen Teil für die Nutzung zur Verfügung stellen. Oder eben andere Leute veröffentlichen, dass sie so einen Garten suchen, wie ich.

Zusätzlich gibt es die üblichen Verdächtigen: Kleinanzeigen, schwarze Bretter, lokale Social Media Gruppen oder Umhören im eigenen Netzwerk. Man kann ein nettes Gesuch erstellen mit den eigenen Wünschen und Plänen. Oder natürlich auf Angebote antworten. Meine Erfahrung hier in der Gegend: Man muss eigentlich sofort reagieren, weil die Nachfrage so groß ist. Und kann dementsprechend auch keine großen Anforderungen stellen, muss mehr zahlen oder länger warten für ein Match. Auf mein Gesuch auf kleinanzeigen hat sich wiederum nur eine Person mit sehr unrealistischer Preisvorstellung gemeldet.

Wer speziell einen Kleingarten sucht, checkt am besten die örtlichen Kleingartenvereine. Je nach Nachfrage kann man sich dort auf die Warteliste setzen lassen. Dann hat man zwar diverse Vorgaben zu erfüllen, wie der Garten gestaltet werden muss. Oft sind Kleingärten aber günstiger und man hat direkt Nachbarn zum Austauschen.

Schneller Gartenstart

Kribbelt es sehr in den Fingern, loszulegen, oder die Suche dauert schon lange, hat man vielleicht das Glück, in der Nähe einen Gemeinschaftsgarten zu haben. Da kann man zumindest erste Schritte gehen, Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln. Es lohnt sich ohnehin, das Gärtner erst mal im Kleineren auszuprobieren, bevor man direkt Hektar an Streuobst und Gemüseacker kauft.

Eine weitere Möglichkeit, das Gärtnern ohne großes Risiko zu testen, sind Mietgärten bzw. Saisongärten. Immer mehr Höfe bieten an, dass man dort für eine Saison eine bestimmte Fläche pflegt und beerntet. Man findet sie etwa unter den tegut Saisongärten oder bei meineernte.

Der Vorteil von Saisongärten: Man hat weniger Arbeit, bekommt Unterstützung und Hilfe von Profis und kann auf Geräte zurückgreifen, die sich nicht jeder Einzelne extra anschaffen muss.


Wwof auf dem Heichelberghof: Gemüsebeete

So kam ich zu meinem Gemüsegarten

Nach Monaten ohne Reaktion auf meine Anzeige bei Gartenpaten, dann im Herbst unerwartet eine E-Mail von Angela. Angela und ihre Familie haben einen Garten an ihrem Haus zwei Ortschaften entfernt, den ich mir ein paar Tage später auch angeschaut habe. Es gibt sogar Hühner und ein kleines Gewächshaus. Angela heißt Engel auf Italienisch und ich habe Italienisch studiert. Außerdem haben wir am selben Tag Geburtstag. Meant to be?

Wilder Garten mit Unkrautplane: Erster eigener Garten finden vorher.
Garten vorher, Blick nach rechts
Wilder Garten mit kleinem Kompost, viele Grasbüschel, Mauer im Hintergrund.
Garten vorher, Blick nach links, mit Kompost und Rhabarber

Früher haben Angis Eltern den Garten bewirtschaftet, können es aber schon eine Weile nicht mehr stemmen. Das Ergebnis: Wo früher Kartoffelbeet war, breiten sich jetzt diverse Pflanzen aus. Die Unkrautplane hat schon Löcher bekommen. Überall wachsen Walderdbeeren, die aber kaum mehr tragen. Mit dem Jäten kommen sie nicht hinterher und überlegen schon eine Weile, was passieren soll. Bei ihnen hat niemand so richtig Interesse oder Zeit. Das wäre doch ein klasse Tauschgeschäft? Angela und ihre Familie waren total offen und entspannt. Ich kann ein und aus gehen, wie es mir passt. Als von allen das Go kam, habe ich eventuell erst mal ein kleines Tänzchen aufgeführt. 😇

Was man bei der Gartensuche beachten kann

Bei dem geringen Angebot und der hohen Nachfrage, muss man wahrscheinlich Kompromisse eingehen. Trotzdem sollte die Fläche ungefähr zu den eigenen Plänen und Vorstellungen passen. Immerhin will man dort ja für längere Zeit Gemüse und Obst anbauen und muss sich dann regelmäßig mit den Gegebenheiten auseinandersetzen.

Was mir persönlich wichtig war: die Entfernung. Der Garten braucht im Sommer regelmäßig Wasser, man muss auf Krankheiten und Schädlinge prüfen und so weiter. Ich habe damit gerechnet, dass ich ab April mindestens einmal die Woche in den Garten muss, eher öfter. Da ich mich unter anderem deshalb selbst versorgen will, um das CO2 von Fahrtwegen zu sparen, hat es sich nicht gut angefühlt, dann immer mit dem Auto Kurzstrecken zurückzulegen. Meine Maximalentfernung war deshalb 10 km, die man auch mit dem Fahrrad fahren kann.


CO2 auf der Gartenstrecke?

Fahrradfahren ist bisher nicht so mein Ding. Um mich zu motivieren, habe ich deshalb den CO2-Verbrauch für die grobe jährliche Strecke mit dem Auto (238 kg) mit dem eines E-Bikes verglichen (3,9 kg). Mit ChatGPT konnte ich sogar berechnen, wie viel Geld das spart. Und das obwohl wir das Auto sowieso schon haben, Versicherung zahlen und so weiter. Fand ich persönlich ganz spannend.

Was außerdem noch wichtig sein kann:

  • Größe: Passt das mit dem Pflanzenwunsch, wie viel müsste gemäht und gepflegt werden?
  • Wasserversorgung: Wasseranschluss oder Regenwasser mittels Tonnen/IBC-Containern vorhanden oder Installation möglich?
  • Stromanschluss vorhanden, falls nötig?
  • Lage: Ausrichtung, Hanglage, steht öfter das Wasser?
  • Bestand: Welche mehrjährigen Pflanzen oder Bäume gibt es? Wie sind sie gepflegt?
  • Wenn Pacht oder Gartenpatenschaft: Was ist erlaubt? Versteht man sich? Wird es eine schriftliche Vereinbarung geben?
  • On top: Gibt es Geräte, Schuppen oder Ähnliches, was man sonst kaufen müsste?

Ein paar Eckdaten zu meinem Garten

Meine, quasi abgetrennte, Fläche hat ungefähr 38 Quadratmeter. Die reinen Gemüsebeete haben 22 Quadratmeter. 7 Stück gibt es insgesamt, davon sind 2 kürzer, damit man zwischen der Fläche und dem Gewächshaus noch gut durchgehen kann.

Fryd Gartenplan von meinem ersten eigenen Garten
Mein Pflanzplan, angelegt mit Fryd. Rechts unten das Gewächshaus.

Also ja, ein Gewächshaus gibt es auch, da baut Angis Papa noch das eine oder andere an. Meine zwei Tomaten mit ihren Mischkulturpartnern finden aber noch Platz. Die meisten Geräte sind vor Ort („keine Garantie für den Zustand“), so dass ich weniger kaufen musste.

Wasser wird in der Zisterne und weiteren Behältern gesammelt. Außerdem hab ich mich sehr über den Komposthaufen gefreut. Der wurde in den letzten Jahren zwar nicht benutzt, mit mir jetzt aber schnell reaktiviert. 😉

Meine Fläche war einen Teil von Unkrautvlies abgedeckt, so dass ich für No Dig weniger Pappe verwenden musste. Außerdem wusste ich schon, dass hier vorher etwas angebaut wurde. Ich ging deshalb von relativ guter Erde mit hoffentlich wenig Unkraut aus (an der Stelle lachen Löwenzahn, Erdbeerschlingen & Co. sich kurz ins Fäustchen).

Am liebsten hätte ich einen ausführlicheren Bodentest gemacht, wie das am Anfang empfohlen wird. Dass das Landeslabor keine Preise veröffentlicht hat, hat mich Introvertierte dann aber davon abgehalten. (Falls das in Hessen mal jemand genutzt hat, schreibt mir eine DM! 😄) Stattdessen habe ich wenigstens einen pH-Test gemacht, der ergab einen neutralen bis leicht sauren Wert, da war dann auch keine Anpassung notwendig.

Joa, und der Boden ist stark lehmhaltig, das wurde beim Beeteanlegen auch recht schnell klar. Wenn die Gummistiefel so zugeklebt sind, dass man darin „Schlittschuh“ fahren könnte …

Vom Balkon zur ersten Gartenernte

Und so kam’s … Über den Winter habe ich geplant, geplant, geplant. Gedanken gemacht, welches Material ich brauche und wo ich es bekomme. Die Fläche wurde ausgemessen und immer wenn ich ein Gemüse gegessen habe, das ich im Garten anbauen wollte, bekam ich dieses großartige Gefühl, dass das bald aus meinem eigenen Beet kommt, gehegt und gepflegt mit meinen Händen.

Ende Februar der Eintrag im Kalender: „spätestens Beete anlegen“. Zwei Wochen später (danke Wetter, haha) sind nach No-Dig-Prinzip und mit tatkräftiger Unterstützung die sieben Beete plus Hackschnitzel-Wege entstanden. Oben an der Stirn gibt es ein Lavendelbeet und an der Mauer theoretisch auch noch Platz.

Vorher Nachher

Als Beetumrandung und auch optische Abgrenzung zum Rest des Gartens habe ich kostenfrei Dachziegel von einer privaten Baustelle bekommen. Die habe wir hochkant ein Stück weit eingegraben. Sie soll nicht nur schön aussehen (tut sie), sondern auch das Gras draußenhalten und den aufgeschütteten Kompost drinnenhalten. Die Kompost-Erde kam von der Deponie um die Ecke, die sogar kostenlos aufgeladen wurde und richtig gute Qualität hat. Alles in allem ging es schneller als gedacht.

Außerdem habe ich mir mittlerweile ein gebrauchtes E-Bike gekauft. Wir wohnen nun mal im Tal und der Garten liegt auch im Tal – Steigungen und genervte Jessy vorprogrammiert. Seitdem war ich schon öfter mit dem Rad im Garten und, was soll ich sagen, ich lieb’s. Zweimal habe ich schon Rehe gesehen.

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten bei der Anzucht (Salat und Paprika werden wohl nicht mehr meine Freunde) bin ich jetzt richtig, richtig happy. Das eine oder andere wächst schon draußen und diese Woche (Ende April) wurde zum ersten Mal etwas Eigenes geerntet.

Graspapier Hintergrund

Ja, es ist auch Arbeit und koordinieren und irgendwie auf das Wetter reagieren. Und manchmal Ratlosigkeit, wenn etwas, das immer sicher gekeimt ist, nicht keimt (Gurken!). Während Petersilie, die beim Keimen eine Diva sein soll, bei mir bis jetzt super kam.

Aber alles in allem läuft es bis jetzt in meiner ersten Gartensaison. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und wie der Garten dann im Sommer aussieht. Ich berichte und wünsche euch allen ein tolles Gartenjahr und/oder viel Erfolg bei der Suche nach eurem eigenen Garten!

Wenn ihr Fragen habt, schreibt mir doch gern eine Nachricht. Und wenn ihr mehr zum Thema nachhaltiges Gärtnern erfahren wollt, tragt euch für meinen Newsletter ein. 💚